Werkstattbereich
Sozialarbeit und Psychoanalyse
Sowohl Sozialarbeit, als auch Psychoanalyse sind mehr oder weniger, oft eher weniger gut angesehen. Sie werden aber mit hohen Erwartungen konfrontiert, wenn die üblichen Antworten und Maßnahmen der sozialen Systeme und Institutionen in Erziehung, Bildung oder Therapie u. a. aufgrund prekärer gesellschaftlicher Bedingungen versagen.
Die Gemeinsamkeit von Sozialarbeit und Psychoanalyse besteht darin, dass sie es mit dem zu tun haben, was Menschen an anderen oder an sich selbst stört, was für sie nicht läuft, was in ihrem Leben hakt, woran sie anstoßen und Anstoß nehmen. Die Konflikte und Symptome treten im Außen zwischen den Menschen und in ihnen, im Inneren als Spannung und Leiden auf. Sowohl auf Seiten der Leidenden, wie der beruflich Handelnden sind diese Konflikte und Symptome mit Unbewusstem verbunden, welches ihnen entgeht. Die Verschränkung von unbegriffenen inneren Konflikten, die häufig auf ein prekäres, selbst konflikthaftes Außen stoßen, führt dazu, dass diese Problematik, – wenn sie nicht bewusst erfasst und integriert ist – in den sozialen Beziehungen und in institutionellen Rahmen agiert wird.
Bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, in den Familien sowie in den sozialen Institutionen führt dies zu psychosozialen Belastungen und oft zu Hilflosigkeit, zu Aggressivität oder zu Dissozialität. Dadurch werden emotionale und persönliche Entwicklungen, Freundschaften und Partnerschaften beeinträchtigt, eine schulische und berufliche Integration oder Weiterentwicklung kann oft nicht oder nur unzureichend stattfinden. Erziehung und therapeutische Versuche scheitern, es kommt zu sozialen Ausgliederungen, zu weiterer Angst oder Destruktivität, zur Verschlimmerung menschlichen Leidens und zu desaströsen sozialen Folgen, denen die im sozialen Feld Tätigen begegnen.
Das in den Beziehungen und institutionellen Rahmen Nicht-begriffene und damit Unbewusste wirkt in gegenseitigen Übertragungen und damit in Projektionen und Zuschreibungen. Gerade da, im Auf- und Begreifen dieser Verschränkungen zeigt sich in dem Junktim von Sozialarbeit und Psychoanalyse, – in der psychoanalytischen Sozialarbeit – die Fähigkeit extreme psychosoziale Probleme handelnd und fördernd zu tragen.
Ein kontinuierliches Befragen und Begreifen der eigenen Bedingtheiten der professionell Tätigen, als auch die der Klienten und Institutionen, sind zentral für ein Verstehen psychosozialen Geschehens und von Dissozialität. Eine dementsprechende Reflexion und Übersetzung in sozialarbeiterisches Handeln stellt eine wichtige Voraussetzung für lösende Veränderungen in den Begegnungen mit den Klienten dar.
Pädagogen und Psychoanalytiker wie z. B. August Aichhorn, Fritz Redl und Siegfried Bernfeld haben die Erkenntnisse der Psychoanalyse in ihren beispielhaften Institutionen in die Arbeit mit dissozialen Kindern und Jugendlichen gestellt und auf pädagogische Prozesse übertragen.
Die Psychoanalyse ermöglicht mit ihrer besonderen Aufmerksamkeit für das Sprechen, Hören und Handeln eine Analyse der Übertragungen, welche die Beziehungen bilden, in die alle Beteiligten eingebunden sind. Sie fördert so ein Begreifen unbewusster Konflikte und oft unverständlicher Verhaltensweisen. Wenn diese in den Übertragungsbeziehungen aufgegriffen und zugänglich werden, können positive Entwicklungen im Inneren und Äußeren herbeigeführt werden, die sonst verschlossen bleiben.
In diesem Sinne bietet die Werkstatt im Bereich Sozialarbeit und Psychoanalyse für in der sozialpädagogischen Praxis Tätige einmal monatlich einen Arbeitskreis zum fachlichen Austausch zur Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, zu Elternberatung und zu entsprechender Fachliteratur an. Weiterhin veranstaltet die Werkstatt Fachseminare mit Vorträgen zur Theorie und Praxis.
Näheres dazu entnehmen Sie dem Veranstaltungsprogramm.
Leitung und Koordination des Werkstattbereichs Sozialarbeit und Psychoanalyse:
Claudia Lakhel, Eckhard Bär,
E-Mail: clakhel[ät]web.de